Skulpturen-Achse Hoch Elten - Kleve e.V.
 
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Hintergründe des Projektes

Für das Kunstprojekt der Skulpturen-Achse Hoch Elten - Kleve gibt es aus der geologischen und humanen Geschichte der Region sehr viele Bezüge und Begründungen.

Im Zentrum steht die Persönlichkeit des Prinzen Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679), der auch der erste Europäer genannt wird. Ihn, den in niederländischen Diensten stehenden General-Admiral, ernannte 1647 der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (später der Große Kurfürst) zu seinem Statthalter in Kleve. Prinz Moritz verlieh der seit Verlöschen des Klever Herzoghauses im Jahre 1609 heruntergekommenen Residenzstadt durch sein gestalterisches Wirken neuen Glanz, der in seiner Zeit weit nach Europa ausstrahlte, aber auch über die folgenden Jahrhunderte bis in unsere Zeit hineinwirkt. Der bekannteste Teil seines kulturellen Erbes ist der von ihm 1657 bis 1660 geschaffene barocke Garten am Springenberg, angelegt in strenger Achsialität mit einem zentralen Wassergraben, ausgerichtet auf die Kirche St. Vitus auf dem Eltenberg. Diese ursprüngliche Sichtachse wird auch die "Große Achse" genannt. Der Garten ging seinerzeit über in eine noch weitgehend offene Landschaft, in der der Rheinstrom noch nicht gebändigt war. Der ursprüngliche Barockgarten war ein gestaltetes Arkadien mit vielen manieristischen Merkmalen, Schöpfung und Ausdruck einer phantasievollen, kreativen und naturwissenschaftlich denkenden machtvollen Persönlichkeit, eines Kriegsherren, der die Waffen ruhen lassen wollte. Sein Wirken und den jeweils zeitgenössischen "Umgang mit Natur und Landschaft" wollen wir überdenken - reflektieren, und das Überlegte gleichsam in einem Hohlspiegel bündeln. Diese Reflexion/Spiegelung ist auch der Grund für die Namensgebung des Projektes "Hoch Elten - Kleve" aus Respekt vor dem historischen Erbe der Achse Kleve - Hoch Elten. Sie soll einmünden in die Schaffung von 12 Skulpturen, Ausdruck der geistigen und künstlerischen Kräfte unserer Zeit in einer Auseinandersetzung mit dem Gedankengut und der Person des Prinzen Moritz, wie aber auch mit der inhaltsreichen Vergangenheit der Region vor ihm und der Jahrhunderte nach ihm, mit der Bereitschaft, visionär in die Zukunft zu schauen.

Die Skulpturen-Achse überschreitet zweimal die deutsch-niederländische Grenze, am Rheinstrom verbindet sie, aus zwei Skulpturen ein Tor bildend, das niederländische mit dem deutschen Ufer und dies zudem an der Stelle mit dem weilweit dichtesten internationalen Güterstrom auf einer Wasserstraße. Sie verbindet auch in einem geistig-künstlerischen Projekt zwei alte Landes-Teile des Klever Herzogtums in einem erst 1975 neu geschaffenen Kreis Kleve, der nur durch einen realen Brückenschlag bei Emmerich politisch machbar war.

Der Barockgarten
Der Obelisk mit dem Kupfernen Knopf
Johann Moritz von Nassau-Siegen

 

Der Barockgarten

Der Schöpfer der Klever Gartenlandschaft war Johann Moritz von Nassau-Siegen. "Das Werk des Fürsten Johann Moritz kann also als der erste Versuch gelten, nicht nur Gärten und Parks anzulegen, sondern sie durch Kanäle und Alleen miteinander und mit besonderen Punkten der Landschaft zu verbinden, um, von ihnen ausgehend, diese ganze Landschaft zu ordnen" (Alfred Hoffmann und Dieter Hennebo 1977). Von dem von ihm geschaffenen Anlagen war es besonders der Neue Tiergarten mit Amphitheater am Hang des Springenberges, der weit über Kleve hinaus Berühmheit erlangte. Dieser Garten wurde 1653-1660 unter der Leitung des Amsterdamer Architekten Jacob van Campen geschaffen, wobei seine Entwürfe wie aber auch die Ausschmückung des Gartens Bezüge zu den Gärten von Tivoli erkennen lassen. Die Achse des Gartens zielte auf die Ruine der Kirche St. Vitus auf dem Elten Berg ( oder der Garten empfing einen von dort ausgehenden Strahl - eine Kraftlinie), sie wurde später die "Große Achse" genannt. Der ursprüngliche Zustand des Gartens ist in zahlreichen zeitgenössischen Darstellungen wiedergegeben, von denen hier die von Jan van Call gezeigt wird: Die Realität geht über in eine Vision einer über den Garten hinausreichenden Landschaftsgestaltung mit einem den Rheinstrom gleichsam nieveaugleich kreuzenden Kanal bis an den Fuß des Elten Berges (eine wasserbautechnisch nicht lösbare Aufgabe, was sicher auch der Maler wußte).

Der von Prinz Moritz geschaffene Garten erlebte über die Jahrhunderte hin viele Änderungen im Detail, entstellende und wiederherstellende mit jeweils zeitgenössischen Einflüssen, aber der Grundriß blieb bestehen. Die Rekonstruktion des Gartens, so wie er sich heute den Besuchern darbietet, erfolgte weitgehend nach den Planungsvorschlägen von Rose und Gustav Wörner aus den Jahren 1979 und 1983 unter Beratung von Wilhelm Diedenhofen. So entstand Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ein Gartenjuwel neu und wurde Europäisches Kulturerbe.

 

Der Obelisk mit dem Kupfernen Knopf

An der Hangkante des Springenberges steht in der Achse des Barockgartens ein Obelisk, auf seiner Spitze befindet sich eine kupferne Kugel, auf ihr ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Dieser Obelisk geht nicht auf den Garten zurück, den Prinz Moritz schuf, aber inzwischen ist er ein Teil des Ganzen. Die Landvermesser benutzen ihn seit langer Zeit als einen Meßpunkt wie die Kugel auf dem Kirchturm von St. Vitus gegenüber. Wahrscheinlich verdankt er seine Entstehung sogar einer entsprechenden ursprünglichen Nutzung: Als während des 7jährigen Krieges Österreich das Klever Land verwaltete (in der Hoffnung, es sich nach einem vorteilhaften Kriegsausgang einverleiben zu können), entstand ein erster Obelisk mit einer vergoldeten Kugel auf seiner Spitze. So ist er auf einem von Rousseau 1791 gemalten Bild noch zu sehen, damals die Wipfel der benachbarten Bäume weit überragend. Weil man von hier aus den schönsten Blick in die Rheinebene hatte, behielt der Platz auch nach der teilweisen Zerstörung der Gartenanlagen 1794 den Namen "Goldener Knopf".

Der Platz muß auch König Friedrich Wilhelm IV. bei seinem Besuch 1845 gefallen haben, damals war noch ein Granitsockel zum Sitzen vorhanden. Das Ergebnis einer Kabinettsorder, in der auch die Gartenwiederherstellung verfügt wurde, teilte der Finanzminister den Behörden in Kleve mit "....daß des Königs Majestät.......die Errichtung eines Obelisken auf der Anhöhe 'Zum Goldenen Knopf´ hinter dem gedachten Amphitheater zu genehmigen geruht habe". Es gibt eine Skizze des Königs dazu am Rande eines ihm vorgelegten Entwurfes, mit dem Wunsch, daß er nach römischen Muster entstehen solle "...und darf auf demselben dann der goldene Knopf nicht fehlen." Aus Sandsteinquadern war das Mal 1757 vollendet mit dem Adler auf der Kugel. 1872 wurde zu Ehren der 70/71 Gefallenen eine Marmortafel in den Sockel des Obelisken eingelassen.

1945 wurde der Adler von britischen Soldaten abgeschossen, einige Jahre später in leicht veränderter Form aber wieder angebracht.

 

Johann Moritz von Nassau-Siegen

Bei den Niederländern heißt er Mauritz und sie nennen ihn einen der Ihren. Geboren wurde er am 1604 auf dem Stammaschloß in Dillenburg als erstes Kind seiner Mutter Margaretha, Herzogin zu Holstein-Sonderburg, dem Grafen Johann VI. (dem Mittleren) von Nassau-Siegen in zweiter Ehe angetraut. 12 Kinder hatte der Vater schon aus erster Ehe, 12 Kinder folgten Johann Moritz, von dem man heute als Prinz Moritz spricht, aber so konnte er sich erst nennen, als er 1652 ein Reichsfürst wurde.

Nach der Lateinschule in Siegen besuchte Johann Moritz das von seinem Onkel, dem Landgrafen von Hessen-Kassel gegründete Collegium Mauritiani in Kassel, eine "Ritterakademie", die ihm eine umfassende standesentsprechende Bildung verlieh einschließlich soldatischer Ausbildung. Darin wurde er weitergeschult in der von seinem Vater gegründeten Schola militaris. Mit 17 jahren wird er Kavallerieoffizier und beginnt eine lange und ruhmvolle Militärkarriere bei seinen Verwandten, den Oraniern in den Niederlanden, wo der spanisch-niederländische Krieg schon seit 1568 in Gang war. Man kämpfte im Frühjahr und Sommer und erholte und amüsierte sich im Winter in der Residenz in Den Haag. Nach der Eheschließung des Statthalters Friedrich Heinrich mit Amalia von Solms wurde sein Hof Zentrum des kulturellen Lebens.

Die ersten großen Meriten erwirbt sich der junge Offizier als Regimentskommandeur bei der Belagerung und Eroberung von Den Bosch, danach kann er mit 3000 Gulden in Den Haag in der Nähe des Statthalters einen Baugrund erwerben. Das bringt ihn zusammen mit dem Nachbarn im Bauen, dem hochgebildeten Constantin Huygens, dem Sekretär des Statthalters, und mit dem Architekten Jacob van Campen.

1636 wird durch sein taktisches Geschick die wichtige Festung Schenkenschanz zurückgewonnen, die im Vorjahr die Spanier im Handstreich genommen hatten, bei der Belagerung besucht ihn der brandenburgische Erbprinz Friedrich Wilhelm (der spätere Große Kurfürst).

Den ihm von der Westindischen Compagnie und den Staaten angebotenen Posten als Governeur in Brasilien, verbunden mit dem Titel Generaladmiral, nahm er sicherlich auch wegen der außerordentlich guten Bezahlung an, weil sie ihn von einer Schuldenlast für den Bau seines Palais befreite (insgesamt 500.000 Gulden, heute 5 Mio. Euro). In der brasilianischen Kolonie wurde unter Einsatz von vielen Tausenden von Sklaven vor allem Zucker produziert. Johann Moritz sollte die Kolonie militärisch sichern, ausbauen und vor allem an die Anteilseigner der Compagnie denken. Darum bemühte er sich wohl, aber sein Interesse galt der fremden Welt und der Gründung einer neuen Stadt. Künstler und Wissenschaftler arbeiteten in seinem Umfeld, es wurden astronomische und metereologische Beobachtungen dokumentiert, Fauna und Flora studiert und gezeichnet, große Landschaftgemälde entstanden, es wurde kartographiert und tropische Krankheiten beobachtet. Am Gouverneurspalast entstand ein großer Garten.

Am Ende aber waren der Compagnie die Ausgaben zu groß und die Erträge zu klein. Als er 1644 zurückkehrte, konnte er sein Palais auch innen einrichten, nicht zuletzt mit den vielen mitgebrachten Bildern. Die Bürger nannten es das "Zuckerhaus", aber geblieben ist der Beiname "Maurits de Braziliaan". Noch im gleichen Jahr wurde Prinz Moritz General und Befehlshaber in Wesel, das sie Niederländer wie andere Städte am Unterrhein als Faustpfand wegen der immensen Schulden des brandenburgischen Kurfürstentums besetzt hielten (Vielleicht aber dachte man auch daran, die Kleverlande zur 8. Provinz machen zu können).

1647 trafen Johann Moritz und der Kurfürst Friedrich Wilhelm sich bei der Beerdigung des Statthalters Friedrich Heinrich - am Ende des Jahres wurde Prinz Moritz zum Statthalter von Kleve, Mark und Ravensburg bestellt mit einem Jahresgehalt von 6000 Thalern.

Über 30 Jahre wirkte Johann Moritz in dieser Position. Mit großem Geschick wußte er die mächtigen Stände für sich einzunehmen. Er richtete die Schwanenburg wieder her und baute sie aus, er schuf Gärten und ein System von Schneisen, Alleen und Kanälen, errichtete Denkmäler und ein Wohnhaus für sich (Haus Freudenberg). Gleichzeitig blieb er Soldat, wirkte in der niederländischen Armee durch Reformen, Vereinheitlichung der Waffen, er schuf eine leichte Artillerie. Mehrfach diente er in den Staaten noch als Oberbefehlshaber oder Militärführer unter dem Kommando des Statthalters in den Auseinandersetzungen mit dem münsteraner Bischof und mit den Franzosen in den Jahren 1666 und 1672, und schließlich ein letztes mal 1675 in einem Feldzug in die Spanischen Niederlande.

Drei Grabstätten zog Prinz Moritz nacheinander für sich in Betracht, schon früh ließ er einen Sarkophag aus Eisen für sich gießen. Die dritte Anlage in Bergenthal wurde nach seinen Plänen als Amphitheater vollendet, eingebunden in das von ihm geschaffene Wege- und Sichtachsensystem. Aber beigesetzt wurde er nach allerletztem Willen nach seinem Tod am 20.12.1679 in der gleichfalls von ihm angelegten Familiengruft am Unteren Siegberg in Siegen. Dort steht auch das Original der berühmten Alabasterbüste von ihm, die ihn als Träger des Ordens des Weißen Elefanten ausweist (wofür er viele Kunstschätze dem dänischen König übergeben hatte) und als Mitglied des Johanniterordens (Herrenmeister der Ballei Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem). Ein weiteren großen Teil seiner Kunstschätze schenkte er Ludwig XIV. und seinem Kurfürsten, ein großer Teil der brasilianischen Sammlung ging durch Brand verloren im Mauritshaus und bei seinem Erben in Siegen.

 

 

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